Haarausfall während der Chemotherapie

Eine Chemotherapie infolge einer Krebserkrankung ist für die meisten Patienten ein psychisch und körperlich sehr belastendes Ereignis. Vor allem vor dem damit verbundenen Haarausfall graut es vielen Betroffenen. Dabei ist genau dieser meist unumgänglich. Da die Chemotherapie (Zytostatikatherapie) die Zellteilung im Körper anhält, sind vor allem auch solche Zellen betroffen, die schnell wachsen und sich häufig teilen. Dies betrifft vorrangig Haarwurzelzellen, Hautzellen, Schleimhautzellen und Blutzellen. Der Haarverlust setzt daher meist relativ bald nach Beginn der Chemotherapie ein. Bei vielen Patienten fallen die Haare auch erst im zweiten Behandlungszyklus aus. In der Regel ist damit zu rechnen, dass die Haare etwa 2-4 Wochen nach Beginn der Zytostatikatherapie beginnen auszufallen. Je nach Dosierung der Medikamente fällt der Haarausfall stärker oder weniger stark aus. Eine vollständige Glatzenbildung ist allerdings häufig der Fall.

Kann der Haarausfall verhindert werden?

Zwar gibt es einige Maßnahmen, die einem Haarausfall während der Chemotherapie entgegenwirken sollen, deren Wirkung ist allerdings nicht belegt. Zudem sollte sich der Patient verinnerlichen, dass der Haarverlust während einer Chemotherapie ein Indiz dafür ist, dass die verabreichten Medikamente ihre Wirkung entfalten. Kälteanwendungen auf der Kopfhaut während der Chemotherapie sollen zwar dem Haarausfall entgegenwirken können, allerdings ist es denkbar, dass es dadurch auch zu einer verminderten Wirksamkeit der Zytostatikatherapie kommt.

Wie kann man den Haarverlust kaschieren?

Vor allem Frauen setzt der Haarverlust psychisch meist sehr stark zu. Sie nehmen sich nach dem Haarverlust häufig als weniger attraktiv und weiblich wahr. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, den Haarverlust unauffällig oder auch modisch zu kaschieren. Ein Toupet oder eine Perücke ist wohl die unauffälligste Variante. Wird der Haarersatz ärztlich verschrieben, kommen die meisten Krankenkassen vollständig oder teilweise für die Kosten auf. Durch gekonntes Make-Up und Kosmetika ist es zudem möglich, die Gesichtsbehaarung (Augenbrauen, Wimpern) zu ersetzen. Als Kopfbedeckungen können aber auch Mützen, Tücher oder Bandanas verwendet werden, je nachdem, was dem Patienten am liebsten ist. Nicht jeder Patient verträgt allerdings alle Textilien auf seiner Kopfhaut. Nicht selten kommt es zu Unverträglichkeiten und Hautausschlägen infolge der Chemotherapie. Dadurch sollte der Patient durchaus mehrere Varianten ausprobieren. Manche Patienten möchten ihren Haarverlust wiederum nicht kaschieren und fühlen sich mit einer Perücke oder einer anderen Kopfbedeckung wie verkleidet. Auch sie sollten sich jedoch um eine Kopfbedeckung kümmern: im Sommer wegen der Sonnenbrandgefahr, da die Haut viel empfindlicher ist, als sonst und im Winter wegen der Kälte. Für manche Patienten ist es auch eine Option, auffällige Kleidung zu tragen, die vom Kopf ablenkt. Dieses Selbstbewusstsein kann sich sogar therapieunterstützend und heilungsfördernd auswirken. Auch für Chemopatienten ist alles erlaubt, was ihnen gefällt und gut tut, was natürlich auch ihre Kleidung betrifft.

Wächst das Haar wieder nach?

Die meisten Patienten, die eine Chemotherapie durchführen lassen müssen, möchten wissen, wann ihre Haare wieder nachwachsen werden. In der Regel sind die Haare etwa drei Monate nach der letzten Anwendung wieder so lang, dass keine Kopfbedeckung mehr benötigt wird. Bei der Körperbehaarung dauert es meist etwas länger. Es kann aber auch genau das Gegenteil der Fall sein, der Haarwuchs nach einer Chemotherapie ist sehr individuell. Bei einigen wenigen Patienten bleibt der Haarwuchs nach einer Krebstherapie gänzlich aus, sie bleiben dauerhaft haarlos. Dies ist aber vor allem bei solchen Patienten der Fall, die eine sehr hoch dosierte Chemotherapie mit anschließender Knochenmarktransplantation erhalten haben. Bei manchen Patienten kommt es vor, dass ihre Haare eine andere Farbe oder Struktur (z. B. Locken) bekommen. Auch dies ist sehr selten der Fall, grundsätzlich aber möglich.

Die Haare selbst schneiden

Viele Patienten möchten nicht warten, bis die Haare einzeln ausfallen und möchten selbstbestimmt handeln. Viele greifen daher selbst zur Schere oder bitten den Friseur ihres Vertrauens um einen Kurzhaarschnitt. Aus psychologischer Sicht kann dies sogar sehr sinnvoll sein. Wie bereits erwähnt, kann die Kopfhaut infolge der Chemotherapie sehr sensibel sein. Generell können Häute und Schleimhäute betroffen sein und nicht mehr jedes Pflegeprodukt ohne weiteres vertragen. Pflegeprodukte mit möglichst milden Inhaltsstoffen, z. B. Babyshampoo, können hier Abhilfe und Linderung schaffen. Dies muss jedoch jeder Betroffene selbst für sich herausfinden. Erfahrene Hautärzte können dem Krebspatienten ebenfalls beratend zur Seite stehen.

Fazit

Der Haarverlust infolge einer Chemotherapie stellt meist ein belastendes Ereignis dar. Schließlich ist für Außenstehende der Haarverlust sichtbar und für viele assoziieren dies unmittelbar mit den Folgen einer Krebserkrankung. Dennoch ist er auch ein gutes Zeichen für die Wirksamkeit der Therapie. Es gibt heute zahlreiche Möglichkeiten, den Haarverlust modisch zu kaschieren, was sich positiv auf die Psyche des Erkrankten und somit auf den Behandlungsverlauf auswirken kann. Zudem handelt es sich bei den meisten Patienten nur um einen vorübergehenden Haarverlust und die Freude ist meist sehr groß, wenn die eigenen Haare wieder nachwachsen.


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